Gesundheitswoche Gürtelrose: Aufklärung zur Nervenerkrankung

Ihr Name klingt fast schön, vielleicht wird sie deshalb oft unterschätzt: Die Gürtelrose, eine Erkrankung mit Tücken.

Die „Gesundheitswoche Gürtelrose“ findet jährlich Ende Februar statt. Gemeinsam mit der International Federation on Ageing (IFA) klärt GSK in dieser Woche verstärkt über Gürtelrose auf. Ziel der Woche ist es, vor allem bei Risikogruppen das Wissen über die Erkrankung und über mögliche Langzeitfolgen stärker zu verankern. Günter Rambach, Vizepräsident der Deutschen Schmerzliga e.V. ist häufig im Kontakt mit Gürtelrose-Betroffenen und berichtet in diesem Interview von seinen Erfahrungen beim „Schmerztelefon“.

Mehr als 95 % der Erwachsenen haben – meist in der Kindheit – bewusst oder unbewusst eine Windpocken-Erkrankung durchgemacht, nachdem sie mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) in Kontakt gekommen sind (Wutzler P et al. 2001; Vaccine 20: 121-124.) Dass sich dadurch später bei ihnen eine Gürtelrose entwickeln kann, wissen viele jedoch nicht, obwohl jede dritte Person im Laufe des Lebens daran erkrankt (Hillebrand et. al., Journal of Infection 2015; Vol 70:178-186).

Das Tückische: Die Gürtelrose wird nicht wie viele andere Erkrankungen durch Ansteckung ausgelöst, sondern sie entsteht durch die Reaktivierung des Virus, das nach einer Windpocken-Infektion ein Leben lang im Körper verbleibt. Auslöser für einen Gürtelrose-Ausbruch können Bedingungen sein, die das Immunsystem schwächen. Ein wichtiger Faktor ist dabei das Alter, denn je älter wir werden, desto mehr lässt die Kompetenz unseres Immunsystems nach (Harpaz R et al., MMWR Recomm Rep. 2008;356(13):1338-43) – egal, wie fit wir uns fühlen.

Neben den auftretenden Nervenschmerzen ist der typische Hautausschlag das sichtbare Symptom einer Gürtelrose. Die roten, brennenden Pusteln, die sich oft wie ein einseitiger Gürtel um den Körper ziehen, geben der Krankheit ihren Namen.
Für jeden dritten Betroffenen bedeutet die Diagnose Gürtelrose nicht nur eine akute sehr schmerzhafte Erkrankung der Nerven, sondern auch Spätfolgen, die lange darüber hinaus anhalten können. Dazu zählt die Post-Zoster-Neuralgie: Nervenschmerzen, die über Monate, Jahre oder in einigen Fällen sogar lebenslang anhalten können.

Den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zufolge haben alle Personen ab 60 Jahren Anspruch auf eine Impfung gegen Gürtelrose. Für Menschen mit einer Grunderkrankung wird die Gürtelrose-Impfung bereits ab dem 50. Lebensjahr empfohlen.

Herr Rambach, wie hoch ist der Anteil von Gürtelrose-Betroffene unter den Anrufern beim Schmerztelefon und welche Hilfe erhoffen sie sich von Ihnen?

Günter Rambach

Der Anteil ist recht groß, circa jeder 4. Anruf ist dem Thema Gürtelrose bzw. Post-Zoster-Neuralgie zuzuordnen. „Ich bin verzweifelt, haben Sie noch eine Idee, wer mir wie und hoffentlich sofort helfen kann?“ So oder ähnlich klingt ein Hilferuf der Betroffenen, die weitere Wege der Schmerztherapie, von dem „Wundermedikament“ über die Suche nach Schmerztherapeuten bis zur Vermeidung einer weiteren Gürtelrose suchen. Ohne Zeitvorgabe wird dann im ruhigen und zuhörenden Gespräch erörtert, was unter ärztlicher Behandlung/Begleitung, mit eigenem Zutun und Unterstützung der Selbsthilfe möglich ist. Auskünfte zu Schmerztherapeuten, Neurologen, Hautärzten, Psychologen/-therapeuten, Wege der Akzeptanz und des Umganges mit der Erkrankung sind immer ein Thema in den Gesprächen. Die Vorbereitung des nächsten Arztbesuches (z.B. Beschwerden, Fragen notieren etc.) und sich Ruhe gönnen oder selbstreflektieren sind weitere Gesprächsthemen.

 

Das größte Problem sind langanhaltende Schmerzen unterschiedlichster, aber typischer Art

Günter Rambach

Günter Rambach

Vizepräsident der Deutschen Schmerzliga e.V.

Was sind die häufigsten Beschwerden, über die Gürtelrose-Patienten berichten?

Das größte Problem sind langanhaltende Schmerzen unterschiedlichster, aber typischer Art: Kribbelndes Hautgefühl, Brennen, Stechen, Juckreiz, Ausschlag - auch nässend -, alle möglichen Missempfindungen, Fieber etc. und Schmerzen, die nicht beschreibbar sind! Die leichteste Bekleidung, die geringste Berührung der betroffenen Hautregionen sind sehr schmerzhaft. Die betroffenen sehr schmerzempfindlichen und schmerzenden Körperteile werden von Kopf bis Fuß beschrieben. Auch erhebliche Gesichts-/Augenprobleme sind keine Seltenheit. Selbst die Genitalien sind nicht ausgenommen. Jeder Atemzug bereitet Schmerzen. Dies alles ist auch mit unregelmäßigem Schlaf und Angst, wie wird es werden, verbunden.

Wie wirkt sich die Erkrankung der Gürtelrose-Betroffenen auf deren Alltag aus?

Das sich über lange Zeit oder gar über das gesamte weitere Leben auswirkende Leid ist wie jede chronische Erkrankung lebenseinschränkend und verändernd. Dies gilt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für ihr Umfeld. Ein aktiver Alltag von der Arbeit bis zur Freizeitgestaltung ist oft unmöglich. Der sich dadurch ergebende Rückzug aus den sozialen Beziehungen macht schnell das Leben noch schwieriger.

Information Schmerztelefon
Das Schmerztelefon bietet einen „Hilfe zur Selbsthilfe Service“ für chronische Schmerzpatienten, ihrem Umfeld und Interessierten an. Das ehrenamtlich tätige Schmerztelefon-Team besteht aus erfahrenen selbstbetroffenen Selbsthilfegruppen-Leitungen, die regelmäßig geschult werden. Das Schmerztelefon ist montags, mittwochs und freitags von 9.00 bis 11.00 Uhr, dienstags und donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr und montags zusätzlich von 18.00 bis 20.00 Uhr unter der Rufnummer 069/20019019 erreichbar. Weitere Informationen sind auf der Webseite https://schmerzliga.de/schmerztelefon zu finden. Es ist zu beachten, dass Schmerztelefongespräche und -auskünfte keine ärztlichen und rechtlichen Beratungen ersetzen können.