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Die "Tripledemie" wird ältere Menschen in diesem Winter hart treffen - aber wir können alle etwas tun, um die Auswirkungen zu verringern

Lesezeit: 5 min

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10 Februar 2023

Die Kombination von drei bekannten Atemwegsviren in diesem Winter – Influenzavirus, SARS-CoV-2 und Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) - erhöht das Risiko für ältere und gefährdete Erwachsene. Aber was hat das Alter damit zu tun, dass manche Menschen anfälliger für Infektionen sind, und was können wir tun, um deren Auswirkungen zu verringern?

Dr. med. William Schaffner ist medizinischer Direktor der National Foundation for Infectious Diseases (NFID), einer US-amerikanischen Organisation, welche die Öffentlichkeit und medizinische Fachkräfte über Infektionskrankheiten über die gesamte Lebensspanne hinweg aufklärt und informiert.

"Die Leute benutzen das Wort 'Tripledemie‘, um sich auf drei prominente Atemwegsviren zu beziehen, die in diesem Jahr ungewöhnlich früh in Umlauf gekommen sind", sagt Schaffner.

"All diese Viren sind gleichzeitig aktiv, ganz zu schweigen davon, dass es noch andere winteraktive Viren gibt, die nicht ganz so viel Aufmerksamkeit erfahren haben.“

Andere Erkältungserreger wie Rhinoviren, Adenoviren und humane Metapneumoviren stellen in dieser Saison ebenfalls eine Bedrohung dar, obwohl die "großen Drei" weiterhin für Schlagzeilen sorgen - und das aus gutem Grund.

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 sind weltweit schätzungsweise 6,8 Millionen Menschen gestorben, und es wurden etwa 750 Millionen Infektionen bestätigt1. Vor der Pandemie schätzte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass die saisonale Influenza jährlich 290.000 bis 650.000 Todesfälle und 3 bis 5 Millionen schwere Krankheitsfälle weltweit verursachen kann2, während RSV allein in der Altersgruppe 60+ schätzungsweise 33.000 Todesfälle und 5,2 Millionen Krankheitsfälle pro Jahr verursacht3.

Aber warum treten diese Virusinfektionen vermehrt auf, wenn das Wetter kälter wird?

"Die einfachste Erklärung - und das ist nur eine Teilerklärung - ist, dass der Winter die Menschen dazu bringt, sich für längere Zeit in geschlossenen Räumen und enger beieinander aufzuhalten", schildert Dr. Schaffner.

"Außerdem gibt es im Winter mehrere Feiertage, die das Reisen, Familientreffen und die räumliche Nähe zwischen den Menschen weiter fördern. Das sind genau die Umstände, die eine Übertragung und Erkrankung begünstigen."

Atemwegsviren werden von Mensch zu Mensch übertragen, wenn sich Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg nahe beieinander aufhalten. Tröpfchen können von einer infizierten Person auf eine Person in der Nähe übertragen werden (z. B. durch Niesen), aber Tröpfchen oder Aerosole aus Mund und Nase können auch Gegenstände kontaminieren oder in der Luft verweilen, wodurch die Infektion auf die nächste Person übertragen wird, die sie berührt oder einatmet.

"Kinder sind oft die großen Verbreiter dieser Viren in unserer Bevölkerung", fügt Dr. Schaffner hinzu. "Sie sind sehr eng beieinander, teilen diese Viren und bringen sie dann nach Hause zu ihrer Familie, insbesondere zu älteren Familienmitgliedern."

Influenzaviren, RSV und SARS-CoV-2 wirken sich alle auf die Atemwege aus - auf die Nase, den Rachen und die Bronchien (kleine Röhren, die zur Lunge führen). Die Symptome - wie laufende Nase, Niesen, Husten und Appetitlosigkeit - sind daher fast identisch. In schweren Fällen greifen diese Viren die Lunge an und verursachen Erkrankungen der unteren Atemwege wie Lungenentzündung oder verschlimmern Grunderkrankungen, was zu einem Krankenhausaufenthalt und sogar zum Tod führen kann4.

"Leider haben ältere Erwachsene, d.h. in der Regel 65 Jahre und älter, ein deutlich erhöhtes Risiko für Komplikationen und sind anfälliger für schwere Erkrankungen durch alle drei Viren", sagt Dr. Schaffner.

Einer der Gründe, warum ältere Menschen ein höheres Risiko für schwere Erkrankungen durch Atemwegsviren haben, ist die Immunoseneszenz - die altersbedingte Verschlechterung unseres Immunsystems5.

Mit zunehmendem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass chronische Grunderkrankungen wie Herz- und Lungenkrankheiten, Diabetes oder Bluthochdruck auftreten, die das Risiko schwerer Infektionen erhöhen6.

In Europa ist die Hospitalisierungsrate und Sterblichkeit aufgrund aller drei Atemwegsviren bei älteren Erwachsenen und bei Menschen mit chronischen Grunderkrankungen erheblich. Schätzungen zufolge werden jährlich 210.000 Kinder unter 5 Jahren wegen RSV ins Krankenhaus eingeliefert7. Darüber hinaus werden jedes Jahr schätzungsweise etwa 270.000 Erwachsene über 60 Jahren wegen RSV hospitalisiert, wovon ca. 19.500 an RSV sterben3. Bei der Influenza sind die Zahlen für Erwachsene über 65 Jahre mit etwa 24.000 Todesfällen vergleichbar8. Seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 wurden wegen COVID-19 in den USA etwa 194.000 Erwachsene über 65 Jahren ins Krankenhaus eingeliefert, während es bei Kindern unter 5 Jahren ca. 6500 waren.9 

"Viren beeinträchtigen uns nicht alle auf die gleiche Weise", sagt Pijali Mukherjee, Vice President, Head of Global Medical Affairs Vaccines bei GSK.

"Da die meisten Infektionen einen milden Verlauf haben, besteht der Irrglaube, dass sie wie eine normale Erkältung verlaufen. Aber für ältere Erwachsene oder Menschen mit Grunderkrankungen, die an einer schweren Grippe, RSV oder COVID-19 erkranken, kann es eine Überraschung sein, wenn die Krankheit nicht so einfach verschwindet. Besonders beängstigend kann es sein, wenn sie ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen und Pflege benötigen."

Wie also kann man sich - und seine Angehörigen - vor schweren Krankheitsverläufen schützen?

"Glücklicherweise gibt es zwei Lichtblicke", erklärt Dr. Schaffner.

"Der Erste sind Impfstoffe. Impfstoffe helfen eindeutig bei der Vorbeugung, insbesondere bei den schwerwiegendsten Ausprägungen sowohl der Grippe als auch von COVID-19. Impfstoffe sind entscheidend [für die öffentliche Gesundheit]."

Globale Leitlinien für die Impfung von Kindern haben zu einem Rückgang der Verbreitung von Infektionskrankheiten geführt. So führten beispielsweise Impfungen zum Schutz von Kindern gegen Masern zwischen 2000 und 2018 weltweit zu einem Rückgang der Todesfälle durch diese Krankheit um 73 %. Inzwischen werden auch Impfstoffe für Erwachsene immer häufiger eingesetzt. In einem kürzlich erschienenen Bericht von Vaccines Europe wurde hervorgehoben, dass 80 % der 100 bevorstehenden Impfstoffkandidaten ihrer Mitglieder speziell auf die erwachsene Bevölkerung abzielen10.

"Impfstoffe für Erwachsene gibt es schon seit einiger Zeit", sagt Dr. Schaffner. "Obwohl die meisten Menschen wissen, dass Säuglinge und Kleinkinder wichtige Impfungen erhalten sollten, müssen wir das Bewusstsein für Impfungen für Erwachsene stärken. Wenn Sie sich impfen lassen, schützen sie sich selbst und können so auch einen gewissen Schutz für ihre Familie, ihre Nachbarn und ihr Umfeld schaffen.

Dr. Phil Dormitzer, Global Head of Vaccines R&D bei GSK, sagt, dass Impfstoffe zwar keine Garantie für die Verhinderung von Infektionen bieten, aber "sie spielen eine wichtige Rolle beim Schutz der Gesundheit der Weltbevölkerung vor saisonalen Atemwegsviren und - was besonders wichtig ist - bei der Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems während der Wintermonate."

"Es ist wichtig, dass die Menschen mit ihren Ärztinnen und Ärzten sprechen, welche sie über die Vorteile und Risiken von Impfstoffen und die für sie empfohlenen Impfungen beraten können", sagte er weiter.

Die zweite Empfehlung von Dr. Schaffner zum Schutz vor Atemwegsviren besteht darin, Gesundheitsgewohnheiten auf individueller Ebene zu praktizieren.

„Wir können mehr auf die Handhygiene achten; wir können versuchen, hustende und niesende Menschen zu meiden und wir können zu Hause bleiben, wenn wir krank sind. Wenn man zu einer Hochrisikogruppe gehört und zu einer Gruppenveranstaltung in einem Gebäude gehen möchte, kann eine Maske als Schutz hilfreich sein. Man sollte sich auch sozial distanzieren, wenn man weiß, dass es im Umfeld einen Ausbruch gibt", sagt er abschließend.

"Wenn wir krank werden, können wir uns an unsere Ärztin oder unseren Arzt wenden, vor allem, wenn wir zu einer dieser Risikogruppen gehören. Besonders wenn es irgendwelche Fragen gibt, wird immer empfohlen, mit einer Ärztin oder einem Arzt ein Gespräch zu führen.“

Das Robert Koch-Institut stellt auf seiner Website http://www.rki.de Informationen über RSV, COVID-19 Influenza und andere Infektionskrankheiten zur Verfügung.

Referenzen

1 World Health Organization (WHO) Coronavirus (COVID-19) Dashboard (https://covid19.who.int, Stand Februar 2023)

2 World Health Organization (WHO) Influenza (Seasonal) (Influenza (Seasonal) (who.int), Stand Februar 2023)

3 Savic M et al. Influenza Other Respir Viruses. 2023 Jan;17(1):e13031.

4 Cillóniz C et al. Semin Respir Crit Care Med. 2022 Feb;43(1):60-74.

5 Stephens LM, et al. Vaccines (Basel). 2021 Jun 9;9(6):624

6 Branche AR, et al. Clin Infect Dis. 2022 Mar 23;74(6):1004-1011.

7 European Centre for Disease Prevention and Control. Intensified circulation of respiratory syncytial virus (RSV) and associated hospital burden in the EU/EEA – 12 December 2022. ECDC: Stockholm; 2022.

8 Paget J et al. Vaccine. 2022 Feb 23;40(9):1361-1369

9 Centers for Disease Control and Prevention (CDC) (COVID-19 Hospitalizations (cdc.gov), Stand Februar 2023)

10 Vaccines Europe pipeline review (Vaccines-Europe-pipeline-review-2022-1.pdf (ve2020.wpenginepowered.com)

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